Kunterbuntes Wohnen – Die Farbpsychologie des Wohnzimmers

Die Farbpsychologie des Wohnzimmers

Das Wichtigste im Überblick:

  • Farben beeinflussen unser geistiges und körperliches Wohlbefinden und wir verraten, wie Sie dies steigern können
  • Mit einer ausgewogenen Farbgebung können Sie Ruhe und Entspannung schaffen

 

Rot, Blau, Grün oder doch lieber Lila?

Ob bewusst oder nicht, Farben sagen viel über uns aus. Von der Wahl unserer Kleidung bis hin zu unseren eigenen vier Wänden sind die Farben mit denen wir uns zeigen, ein Ausdruck unserer tiefsten Gefühle und unbewusster Empfindungen. Es gibt sogar eine eigene Wissenschaft rund um unser Verhältnis zu den Farben, die uns umgeben: die sogenannte Farbpsychologie.

 

Was ist Farbpsychologie?

Wie der Name schon sagt, beschäftigt sich die Farbpsychologie mit den psychischen Effekten und Auswirkungen einzelner Farben auf unser geistiges Wohlbefinden, unsere Emotionen und unsere Art die Welt zu sehen. Einfach gesagt: die Wahrnehmung bestimmter Farben erzeugt im menschlichen Körper bestimmte geistige Muster oder sogar chemische Reaktionen wie das Ausschütten von Dopamin und beeinflusst so unser Befinden oder gar unsere Handlungen. Diese Idee hat weitreichende Implikationen sowohl für die Psychologie, aber auch für Werbung, Entertainment und auch ganz private Entscheidungen wie unsere Inneneinrichtung.

Und oft sind diese Entscheidungen und Reaktionen ganz unbewusst. Sehen wir z.B. ein gelb-schwarz gestreiftes Insekt an uns vorbeifliegen, weichen wir instinktiv aus, könnte es sich ja um eine Biene, Wespe oder Hornisse handeln, deren Stiche (wenn auch meist nicht lebensgefährlich) schmerzhaft sind. Solche Warnsignale sind unterbewusst und instinktiv und werden auch ausgelöst, wenn das Insekt eben keine Biene oder Wespe ist. Wir Menschen haben diesen Instinkt über Jahrtausende in unser Denken integriert und das in vielen Fällen sogar länder- und kulturübergreifend. Um die Farbe der Bienen als Beispiel zu nehmen, so werden Gefahrenschilder und Absperrungen häufig mit einer Mischung aus Gelb und Schwarz gestaltet, um unsere Aufmerksamkeit zu erregen und unsere Sinne für eine potenzielle Gefahr zu schärfen.

Doch Farben haben auch subtilere und sehr vielschichtige Effekte auf unsere Psyche, die über das bloße Erkennen von Gefahr hinausgehen. Manche Farben machen uns fröhlich, traurig oder lassen uns entspannen. Spätestens seit Goethes Farbenlehre beschäftigen sich Menschen aktiv mit den Effekten der verschiedenen Farben auf unsere Stimmung. Die Farbe Rot ist uns noch aus der Zeit des Jagens und Sammelns gegenwärtig. So waren rote Beeren und Früchte für das Überleben notwendig und gaben uns einen Reizsignal für lecker und zuckerhaltige Nahrung. Heutzutage nutzen Restaurants und Lebensmittelmarken die Farbe Rot, um unsere Aufmerksamkeit zu bekommen und unseren Appetit anzuregen. Beispiele aus Amerika dafür sind Five Guys, Campbells, Trader Joe’s und Chick-fil-A.

Andere Farben können sogar unser Qualitätsniveau beeinflussen. Grün steht für Erneuerung und Wachstum. Es gibt mehr als 100 Grüntöne und damit stellen Künstler die Natur und besonders oft den Frühling dar. Grün gilt als umweltfreundlich, frisch und gesund. Je grüner Salate und Erbsen sind, desto gesünder empfinden wir sie. Und entspannt sind wir dabei auch. So erklären wir uns auch die Redewendung „alles im grünen Bereich“. Interessanterweise werden Grüntöne in Amerika mit Reichtum assoziiert. Verständlich, denn wir Amerikafans wissen, dass die US-Dollarnoten grün sind (Greenback).

Auch können Farben unser Temperaturempfinden beeinflussen. Wir unterscheiden sogar zwischen sogenannten „warmen“ Farben (wie Rot und Orange) und „kalten“ Farben, wie Blau. Auch hier liegt der Grund wohl wieder mal in der Evolution. Die aufmerksamkeitssteigernde Wirkung der Signalfarben wie Rot etc. kurbelt auch unseren Körper an, da wir in den sogenannten „Fight-or-Flight“-Modus übergehen. Der Körper bereitet sich also darauf vor, im Notfall schnell handeln zu müssen, was z.B. den Herzschlag beschleunigt und die Muskeln anspannt. Dadurch entsteht wortwörtlich Wärme in unserem System, ähnlich wie bei kaltem Wetter durch Zittern.

 

Ruhe & Entspannung – Die Farbpsychologie der eigenen 4 Wände

Natürlich möchten wir uns Zuhause vor allem beruhigen und entspannen und nicht konstant erregt oder in Alarmbereitschaft sein. Hierfür stellt uns die Farbpsychologie eine ganze Palette an tollen Farben zur Verfügung, mit denen wir unser Heim in eine Oase von Ruhe und Frieden verwandeln können:

 

Rosa

Rosa ist eine für die meisten Menschen angenehme Farbe und vermittelt ein Gefühl von Geborgenheit und Mitgefühl. Aus diesem Grund ist Rosa auch eine beliebte Farbwahl für Kinderkleidung. Durch die Mischung mit Weiß werden in Rosa die aggressiven Qualitäten von Rot abgeschwächt. So behält Rosa die „warmen“ Eigenschaften von Rot, aber sorgt trotzdem für eine ruhige und entspannte Atmosphäre.

Zu stark ins Rot abweichendes Rosa könnte uns wieder in den Gefahrenmodus versetzen. Wer sich also entspannen will, der sollte sich mit roten Akzenten zurückhalten oder alternativ eher auf rotbraune Farben umschwenken. Auch Pink ist problematisch. Es hat sogar mehr als Rot erotische und anregende Untertöne. Für Highlights sollte man lieber auf hellere Komplementärfarben setzen z.B. Weiß oder helle Grautöne. Wichtig ist hierbei aber ein Gleichgewicht zu wahren und nicht zu viele „kalte“ Farben in das eh schon helle Rosa zu integrieren.

Was vielleicht viele überrascht: Pink und Rosa waren früher vor allem Farben für Jungs und Männer, statt wie heute vor allem mit Weiblichkeit verbunden zu werden. Bevor sie vor erst relativ kurzer Zeit überhaupt als Pink und Rosa definiert wurden, waren diese Farbtöne nämlich tatsächlich nur Formen von Rot, dem als Signalfarbe eher männliche Qualitäten zugewiesen wurden. Blau dagegen war als beruhigende, dezente Farbe eher den Frauen und Mädchen vorbehalten. Dies änderte sich tatsächlich erst in den 1940er Jahren.

 

Blau

Blau ist für uns Menschen eine sehr attraktive und beruhigende Farbe. Ganz im Gegensatz zu Rot entspannt es uns und erlaubt uns durchzuatmen. Blau vermittelt uns ein Gefühl von Sicherheit, Vertrauen und Beständigkeit, daher nutzen z.B. Banken aber auch viele Institutionen wie etwa die Polizei diese Farbe. Auch Mischungen mit Grau und Grün wirken sehr beruhigend und sind z.B. perfekt fürs Schlafzimmer. Einige Studien in Ländern wie Schottland und Japan legen sogar nahe, dass blaues Licht in der Straßenbeleuchtung Kriminalität- und Selbstmordraten senkt, wahrscheinlich weil es anders als das warme orange/gelbe Licht der meisten Straßenlaternen eben nicht unseren Fight-or-Flight Reflex aktiviert, der uns reizbar oder sogar aggressiv werden lässt.

Setzen wir also die richtigen Akzepte: ein helles Blau oder Cyan als Grundfarbe und setzen mit einem wärmeren Blau mit etwas Rotanteil warme Highlights. Diese Farben können wegen des enthaltenen Rots Aufmerksamkeit erzeugen und werden darum z.B. im Webdesign für Buttons und Links verwendet um Nutzer zum Klicken zu animieren. Wer also ein Möbelstück oder ähnliches ins Rampenlicht stellen will, ist hier gut bedient.

Nutzt man ein warmes Blau als Grundfarbe bieten sich helleres Blau und Cyan aber auch helle Grautöne, Cremefarben und Weiß als Akzente an. Auch ein Kontrast mit Orange kann visuell viel Eindruck machen, aber hier berücksichtigen wir, dass Orange wieder eine Warn- und Signalfarbe ist.

Schon gewusst: Viele antike Kulturen hatten wohl nicht unser heutiges Konzept der Farbe Blau. Zwar finden sich in vielen antiken Hochkulturen Worte speziell für die Farbe Cyan, aber die Farbe Blau wird tatsächlich in alten Texten und Schriften extrem selten erwähnt. Natürlich kannten die Menschen auch damals schon die Farbe, aber sie hatten hierfür meist keinen eigenen Namen. Beschreibungen von Meer und Regen z.B. nennen die Farbe in vielen Fällen eine Form von Schwarz oder sogar kupferfarben, da Kupfer unter bestimmten Einflüssen grün/türkis und sogar blau anläuft.

 

Braun

Auch Braun kann einen Raum sehr beruhigend wirken lassen, wenn es dezent und mit nicht zu vielen Highlights verwendet wird. Braun ist eine relativ neutrale Farbe, da sie in der Natur, ähnlich wie Grün, sehr dominant und häufig vorkommt und somit für uns eh schon Teil unserer natürlichen Umwelt ist. Auch war Braun schon immer ein Garant für Sicherheit und Ruhe, ob als Farbe der Höhlenwände oder der späteren Stein- und Holzbauten des zivilisierten Menschen. Wir sind es schlicht gewohnt, von Braun umgeben zu sein und so beruhigt uns eine braune Umgebung mehr als unnatürlich grelle Farben.

Für die Hauptfarbe sollte man eher auf helle und dezente Brauntöne setzen, sind Stein und Fels ja auch nicht tiefbraun- oder bernsteinfarben. Diese intensiveren Töne mit Nuancen von Rot und Orange eignen sich eher für attraktiv gesetzte Akzente.

 

Grün

Seltsamerweise ist Grün eine seltene Farbe in unseren Wohn- und Schlafzimmern. An anderen Orten wie Arztpraxen dagegen wird Grün oft in Warteräumen genutzt, weil es ähnlich wie Blau und Braun eine sehr beruhigende Wirkung auf uns hat. Vor allem kühlere Grüntöne wie Minze oder Mischungen mit Blau und Grau vermitteln ein Gefühl der Ruhe.

Kräftigere Töne dagegen, vor allem mit Anteilen der Signalfarben Rot und Orange, können uns schnell wieder angespannt werden lassen, alles wieder dank der Evolution. Zwar ist auch Grün in der Natur so universal wie Braun, aber ein Pflanzendickicht (mit dem Grün von Chlorophyll und dem leichten Rot von Karotinoiden) vermittelte unseren Vorfahren anders als die wohlige Höhle eben nicht unbedingt ein Gefühl von Sicherheit, sondern auch die potenzielle Gefahr versteckter Raubtiere. Für dunkle Akzente sollte man daher solche Grüntöne zurückhaltend verwenden oder eben auf Alternativen wie dunkles Grau umsteigen. Wer Highlights setzen will, ist mit Weiß-, Creme- und hellen Grautönen gut bedient.

 

Gelb

Gelb verbinden wir mit der Sonne und es ist somit eine positive und energiereiche Farbe, die uns animiert und anspornt. Auch steigert Gelb als Signalfarbe (nicht die Bienen vergessen) unsere Aufmerksamkeit und Konzentration. Gelb eignet sich daher vor allem für Räume wie Arbeitszimmer, in denen es uns vorrangig um Produktivität statt Entspannung geht. Damit aber unsere Aufmerksamkeit nicht überreizt wird, sollte man hier auf dezente Farben und Pastelltöne setzen. Ein grelles Gelb eignet sich mit seiner starken Signalwirkung eher für Logos und viele Unternehmen machen sich diese Eigenschaft zunutze indem sie mit blauen Kontrasten oder Rot als zusätzlicher Signalfarbe diese Wirkung noch verstärken.

Nutzt man ein dezentes Gelb als Grundfarbe bieten sich vor allem

Brauntöne als Kontrast

an. Wer es besonders farbenfroh mag, kann auch mit orangenen, grünen und blaugrauen Akzenten spielen, allerdings sollte man hier auf eine Balance achten, damit der Raum nicht plötzlich zu warm oder kalt wirkt.

 

Lila

Am Ende wird’s nochmal exotisch. Lila und Violett sind Farben, die wohl in den wenigstens Haushalten vertreten sind. Allerdings haben auch diese Farben eine sehr beruhigende Wirkung, ähnlich wie blau. Kulturtechnisch assoziieren wir diese Farben mit Luxus und Nobilität und damit auch mit einem einhergehenden Gefühl der Sicherheit.

Für weitere ruhige Noten können Akzente von Creme und hellem Grau sorgen. Weiß sollte man je nach Dunkelheit der Grundfarbe ausklammern, da über Pastelltöne hinaus hier ein sehr hoher Kontrast entstehen kann, der der beruhigenden Wirkung entgegensteht.

Wer es ganz gewagt will, der kann Lila und Violett auch mit ihrer natürlichen Kontrastfarbe Gelb kombinieren. Um starken Kontrast zu vermeiden, bieten sich hierfür Gelbtöne mit leichtem Rotanteil an, die schon ins Orange übergehen. Allerdings sollte hier wegen der Signalwirkung extrem zurückhaltend vorgegangen werden.

Der Luxuscharakter dieser Farben kommt nicht von ungefähr. Lila und Violett waren für sehr lange Zeit die am schwersten herzustellenden Farbpigmente und damit extrem teuer und vor allem dem Adel vorbehalten. Sie wurden zumeist aus Purpur gemischt, das wiederum nur durch das Ernten von bestimmten Meeresschnecken produziert wurde und damit bis zur Erfindung synthetischer Pigmente für den Massenmarkt komplett ungeeignet war. Das ist auch der Grund warum Violett die seltenste Farbe auf Landesflaggen weltweit ist. Heute haben nur ganze 2 Länder Fahnen mit dieser Farbe: Dominica und Nicaragua, beides Länder, die ihre Fahnen erst Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts entworfen haben.

 

An die Pinsel, fertig, los!

Wer mit diesen neuen Einblicken jetzt selbst Hand anlegen und die eigenen vier Wände für den Winter und darüber hinaus in eine wohlige Oase von Ruhe und Entspannung verwandeln will, für den haben wir bei American Heritage etwas ganz Besonderes:

 

 

Die Milk Paint wird als Pulver geliefert und eignet sich ganz besonders für tolle Textureffekte. Die Vorteile der Milk Paint gegenüber traditionellen Kreidefarben sind vielfältig und hören nicht bei der besseren Umweltverträglichkeit auf. Mit über 30 verschiedenen tollen amerikanischen Farbtönen ist bestimmt auch die passende Farbe dabei. Alternativ lassen sich auch viele schöne Farbtöne mischen.

Wer mehr über die Geschichte und Vorteile der Milk Paints erfahren sowie einige Tipps für den Umgang mit den Farben bekommen möchte, dem empfehlen wir unseren Blog zum Thema:

 

 

Teilen: