Amerikanischer Wohnstil

Haus im Amerikanischen Wohnstil mit Vordergarten

„Was ist der typische amerikanische Wohnstil?", werde ich immer wieder gefragt. Es gibt nur eine Antwort: „Den typischen Wohnstil gibt es nicht!" Amerikanische Häuser spiegeln nicht nur die Bauzeit wider, sondern werden durch die Herkunft der Siedler in den verschiedenen Regionen geprägt.

Die ersten Siedler lebten sehr einfach, da es ohne wichtige Ressourcen oftmals ums pure Überleben ging. Über zwei Jahrhunderte bis ca. 1780 wurde im anfangs sehr einfachen und puristischen Kolonial-Stil gebaut, der mit fortschreitender Zeit auch ausladende Holzverzierungen zeigte. Im 18. Jahrhundert wurden große einladende georgianische Anwesen gebaut, damals aus Musterbüchern englischer Architekten übernommen. Typisch für diese Stilrichtung sind Kamine mit eleganter Holzverkleidung, Holzpanellen, Sprossenfenster, verzierte Einbauschränke, dekorierte Decken und Holzleisten. In der kolonialen Farbpalette wurden natürliche Pigmente in den Farben cremeweiß, grau, grün, hellblau und gelb verwendet.

Eine dekorative Richtung ist der Folk Art-Stil, der sich durch farbenfrohe Handwerkskunst und amerikanische Motive auszeichnet. Kräftige Erdfarben wurden für Wandbemalung, Holzschachteln und andere Kunstwerke verwendet. Folkloristische und primitive Motive sind Schafe, Raben und Häuser. Ebenfalls typisch sind die Schablonenmalerei (Stencils), Behälter und Verzierungen aus Blech sowie bunte Quilts als Wandbehang.

Nach Erreichen der Unabhängigkeit baute die junge Republik ihre ersten Regierungsbauten im föderalen Stil, ganz nach den Vorbildern der alten Demokratien Roms und Griechenlands. Der elegante Wohnstil zeigte von 1780-1850 geschwungene, noch detaillierte Decken- und Fensterverzierungen, runde oder halbrunde Zimmer. Über den Eingangstüren wurden vielfach halbrunde Fenster eingebaut. Schon von weitem sichtbar sind die kräftigen, symmetrischen Säulen am Eingangsbereich ganz nach griechischem Vorbild. Der amerikanische Adler als Symbol erfreute sich höchster Popularität.

Der romantische Geist zeigte sich ebenfalls in der viktorianischen Zeit. Hier wurden viele imposante, öffentliche Gebäude und Monumente im Osten und Mittelwesten Amerikas gebaut. Viktorianische Juwelen waren insbesondere die dekorierten Badezimmer, da zu dieser Zeit Elektrizität und laufendes Wasser eingeführt wurde. Badewannen hatten stilvolle Klauenfüße und verzierte und polierte Armaturen. Polstermöbel in kräftigen und dunklen Farben waren allgegenwärtig.

Die beliebten Einrichtungsstile der Gegenwart gründen auf den historischen Stilen: Kolonial, viktorianisch, Landhaus und folkloristisch. Interessante Abwandlungen davon erfreuen sich ebenfalls großer Beliebtheit:

- Rustikaler Ranch- oder auch Blockhausstil mit charakteristischen Kaminen und Wänden aus Stein, Holz-, Metall- und Lederaccessoires.

- Shabby Chic, wobei interessante Flohmarktstücke, eventuell pastellfarbig lackiert, ein heimeliges Zuhause schaffen. Simple Holzböden und Holzbalken gehören im Idealfall dazu. Shabby Chic-Liebhaber sind Stammkunden eines jeden Antiquitätenmarkts, immer auf der Suche nach neuen Dekostücken.

- Beim Neuengland- oder Küstenstil werden die Farben blau und weiß verarbeitet, mäßig eingesetzte Leuchtturm- und Meeresaccessoires, gestreifte Stoffe und Tapeten.

Empfehlenswert ist die Einrichtung anhand eines Stils, zumindest zimmerweise. Natürlich sind einzelne Lieblingsmöbelstücke egal welcher Stilrichtung immer erlaubt. Zahlreiche Einrichtungsmagazine und Bücher geben Beispiele und so kann jeder seinen Lieblingsstil finden. Aber ganz nach dem Motto „Good classic design stays forever" sollte man nicht kurzlebigen Trends hinterherlaufen.

In den nächsten Blogbeiträgen zum Thema Wohnen und Einrichten werde ich ein paar meiner Fotos zu den verschiedenen Stilen zeigen.

Teilen: